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Wenn problematisches Verhalten auftritt

Mit dem Beginn der Geschlechtsreife geht bei Katern ein sehr unangenehmes Verhalten einher: sie beginnen zu markieren mit einem Urin, der zu allem Überfluss auch noch wesentlich strenger riecht als vorher. Sie stehen dabei aufrecht, heben den Schwanz an und sprühen den Urin gezielt nach hinten an einen Gegenstand. Manchmal werden auch markante Ecken in der Wohnung mit Urin versehen, auch bei Katern mit Auslauf. Jetzt ist eine Kastration sinnvoll, die das Problem in den meisten Fällen behebt.

Auch Kätzinnen können Markierverhalten zeigen, besonders häufig dann, wenn sie rollig sind und damit einen Kater auf sich aufmerksam machen wollen. Kastration schafft auch hier normalerweise Abhilfe. Beim Absetzen von Kot und/oder Urin außerhalb der normalerweise problemlos genutzten Katzentoilette kann immer eine Erkrankung die Ursache sein. Suchen Sie daher mit Ihrer Katze einen Tierarzt auf, der klinische Erkrankungen ausschließen oder behandeln muss.

Verweigert die Katze die Benutzung der Toilette generell oder zeigt gelegentliche Missgeschicke trotz Kastration und blendender Gesundheit, braucht man unter Umständen detektivisches Gespür um die Ursache für ihr Verhalten zu ermitteln. So flexibel Katzen prinzipiell in ihren Möglichkeiten beim Zusammenleben sind, so unflexibel können die einzelnen Katzen auf Veränderungen jeglicher Art reagieren. Auch hier gibt es eine sehr große Bandbreite. Es gibt Katzen, die mit ihren Besitzern jährlich in Urlaub fahren und Katzen, die völlig durchdrehen, weil ein Sofa von einer Ecke in die andere geschoben wurde. Jede Veränderung im Leben bedeutet Stress für die Katze und sie stuft das Ereignis als erfreulich, noch erträglich und zu verarbeiten oder eben als nicht mehr tolerabel ein. Auf starken Stress reagieren Katzen in unterschiedlicher Art und Weise.

  • Es gibt Katzen die sich zurückziehen, kaum noch Interesse an ihrer Umwelt haben, kaum noch fressen.
  • Das Gegenteil, extensives Fressen und reichlich Körperumfang kann ebenfalls Ausdruck von Stress sein, üblicherweise im Zusammenhang mit Langeweile. Wenn Futter das einzige Highlight des Tages ist, frisst die Katze mehr als ihr gut tut.
  • Andere Katzen werden sehr aggressiv, gegen Menschen oder Artgenossen.
  • Eine weitere, gern genommene Möglichkeit ist die unangenehmste Form für uns Menschen: sie markieren mit Urin. Manchmal löst sich der Stress wieder und die Katze lässt das Verhalten.

Hat die Katze jedoch längere Zeit Probleme, braucht sie dringend Hilfe. Länger andauernder Stress führt zur Schwächung des Immunsystems. Häufigere Blaseninfektionen sind immer ein Hinweis darauf, dass die Katzenumwelt suboptimal ist. Es können aber auch andere Erkrankungen auftreten und schließlich zu einem frühen Tod führen.

Markieren mit Urin fällt sofort auf, auch eine sehr aggressive Katze ist schwerlich zu übersehen. Die still vor sich hin leidenden Exemplare und deren Probleme werden oft nicht wahrgenommen. Normales Markierverhalten erfolgt mit Urin und Kot bei einer gesunden und entspannten Katze zum Glück außerhalb des Hauses. Das Revier wird aber auch durch Kratzen an markanten Stellen und der Abgabe spezifischer Duftstoffe aus Drüsen an den Pfoten gekennzeichnet: „ Hier bin ich zu Hause!“ Gleichzeitig werden damit aber auch die Krallen geschärft, so dass das Verhalten auch im Haus gezeigt wird, ohne Bedürfnis nach Reviermarkierung. Wird dazu der Kratzbaum benutzt, ist es kein Problem. Sind es die neuen Möbel, ist niemand sehr erfreut. Die Katze versucht jedoch nur, das neue Möbelstück als zum Haushalt gehörig geruchlich festzulegen. Sie signalisiert damit: „Ich bin hier, das gehört zu meinem Bereich”. Da die Katze dies auch mit Drüsen an ihren Backen tut, sie zeigt dann das sogenannte „Köpfchen geben”, können Sie versuchen dies nachzuahmen. Nehmen Sie mit einem weichen Lappen die Duftstoffe ab und reiben Sie damit das neue Sofa an den Ecken ein. Manche Katze ist damit schon außerordentlich zufrieden.

Neben dem Urin markieren gibt es auch Absetzen von Kot und Urin außerhalb der Katzentoiletten, da der Katze ihr Toilettenreglement nicht gefällt. Dabei gibt es eine Vielzahl von Ursachen: die Katze mag die Einstreu nicht, die Katze mag die Lage der Toilette nicht, die Katze mag die Form nicht. Hier bleibt nichts anderes übrig als geduldig eine Form nach der anderen auszuprobieren, bis man die richtige Version gefunden hat.

Es kommt auch vor, dass eine Katze die Benutzung ihrer Toilette verweigert, weil sie eine schmerzhafte Erkrankung hatte und die Schmerzen mit der Toilette in Verbindung brachte. Die eigentliche Erkrankung kann dabei schon längst abgeheilt sein. Hier empfiehlt sich, einen Tierarzt mit verhaltenstherapeutischer Zusatzbezeichnung hinzuzuziehen. Dieser Ratschlag gilt natürlich auch für alle anderen Katzenprobleme, die Sie selbst nicht lösen können.

Verfasst von Dr. Heidi Bernauer-Münz, Tierärztin und Tierverhaltenstherapeutin.



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