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Augenerkrankungen bei der Katze

Ein gesundes Katzenauge sollte klar sein, die Lidbindehaut sollte rosarot und nicht geschwollen sein und aus dem Auge sollte kein Ausfluss kommen. Schaut es nicht so aus, können zahlreiche Krankheiten dahinterstecken.


Der Aufbau des Auges

 

Gerötete Bindehaut, ein hervortretender Augapfel, ein weißer Fleck auf der Linse - die möglichen Erkrankungen am Auge von Hund und Katze sind vielfältig. Eines haben alle Erkrankungen am Auge gemeinsam: Frühzeitig richtig erkannt und richtig behandelt, haben sie in den meisten Fällen gute Heilungschancen.


Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Die häufigste Augenerkrankung bei Hund und Katze betrifft die Lid-Bindehäute. Dahinter kann eine Entzündung durch Zugluft stecken, etwa wenn der Hund bei offenem Fenster im Auto mitfährt oder einer starken Klimaanlage ausgesetzt war.

Bindehautentzündungen können infektiöser und nicht-infektiöser Natur sein. Auch sekundär zu vielen anderen Augenerkrankungen können diese auftreten. Charakteristisch ist eine gerötete und geschwollene Lidbindehaut. Außerdem kann es zu Augenausfluss und Juckreiz kommen.

Bei jungen Tieren, vor allem Hunden, handelt es sich oft um eine follikuläre Konjunktivitis von der jeder zweite bis dritte Junghund betroffen ist. Die Auseinandersetzung des Junghundekörpers mit Wind, Staub und Licht kann zu einer Abwehrüberreaktion führen. Dabei bekommt der Hund rote Lidbindehäute, Ausfluss sowie himbeerartige Wucherungen im Bereich des dritten Augenlids sowie im Bereich der Lidbindehäute. Meist wächst sich diese Krankheit mit rund 1,5 Jahren aus, nur in hartnäckigen Fällen sind Augenpräparate notwendig.
Für Hunde, die häufig Zugluft oder Fahrtwind ausgesetzt sind und an Augenentzündungen leiden, gibt es bereits eigene Brillen.

Viren können in seltenen Fällen Bindehautentzündungen hervorrufen. Bei Katzen ist dies öfter der Fall als bei Hunden. Bakterielle Bindehautentzündungen sind beim Hund oft sekundär zu anderen Problemen (KCS, anatomische Fehlstellungen, Fehlbewimperung, etc.). Auch gibt es Parasiten, die Konjunktivitiden verursachen können. 
Bindehautentzündungen treten in vielen Fällen auch aufgrund von nicht-infektiösen Ursachen auf. Zu nennen sind hier Irritationen durch Staub, Rauch, Pollen und ähnliches. Wie auch beim Menschen können sich Allergien in den Augen widerspiegeln.

Die Therapie wird je nach Ursache ausgewählt. In manchen Fällen kann es nötig sein, dass Proben (z. B. Tupfer) entnommen werden, um die Ursache zu diagnostizieren. 
Bei Rassen mit kurzer Nase ist oft der Abfluss der Tränenflüssigkeit gestört.

Oft ist das komplette Lid an der Entzündung beteiligt (Blepharitis), vor und nach der Behandlung (s. Bild rechts).

 

Bei Katzen können sich die Lidbindehäute im Zuge eines Katzenschnupfenkomplexes entzünden. Hierbei kommt es durch Viren und Bakterien zur Entzündung der Lid-Bindehäute, aber auch der Hornhaut.

Der Katzenschnupfen an sich ist lang und schwierig zu behandeln, zur Abschwellung müssen die Katzenbesitzer regelmäßig Tropfen in die Augen einbringen.

Katze mit infektiöser Konjunktivitis (s. Bild rechts)


Verletzungen und Entzündungen der Hornhaut (Keratitis)

Ein anderer häufiger Augennotfall sind Verletzungen oder Entzündungen der Hornhaut. Die Hornhaut ist ein Bestandteil der Augenhülle. Sie übernimmt zum Teil die Lichtbrechung und stellt so einen wichtigen Bestandteil des Sehvorganges dar.

Hornhautverletzungen können verschiedene Ursachen haben. Oft entstehen sie durch Kämpfe mit Artgenossen, aber auch Fremdkörper jeglicher Art (Äste, Gräser, …) können verantwortlich sein. Leidet das Tier unter einem trockenen Auge, kann auch dies zu Defekten führen.

Klinisch zeigen unsere Vierbeiner

  • eine gerötete und geschwollene Lidbindehaut (Konjunktivitis, Chemosis),
  • Zusammenkneifen der Augenlider (Blepharospasmus),
  • Augenausfluss,
  • eine Trübung der Hornhaut,
  • nicht selten ist auch das Allgemeinverhalten aufgrund der Schmerzen reduziert.

Wichtig ist herauszufinden ob ein Fremdkörper im Auge verblieben ist, gegebenenfalls muss dieser entfernt werden. Mittels eines Farbstoffes kann die Hornhaut angefärbt und so dargestellt werden wie groß der Defekt ist.

Die Therapie besteht aus antibiotischen und pflegenden Augenmedikamenten. Niemals dürfen Augenmedikamenten mit Kortison bei einer verletzten Hornhaut eingesetzt werden! Außerdem  sollten die Augen vor Selbsttrauma geschützt werden, zum Beispiel mittels Trichter. 
In manchen Fällen reicht eine medikamentöse Therapie leider nicht aus und es müssen chirurgische Maßnahmen getroffen werden. Derartige Verletzungen sind immer ein Notfall, der Tierarzt muss die verletzte Hornhaut nähen.

Eine weitere Hornhauterkrankung beim Hund ist die Keratitis, dabei produziert das Auge zu wenig Tränenflüssigkeit und droht auszutrocknen. Bestimmte Rassen wie etwa der Westhighland White Terrier sind besonders anfällig für diese Krankheit.

Mittlerweile gibt es einen Test, bei dem gemessen wird, ob das Auge genügend Tränenflüssigkeit produziert. Sollte dies nicht der Fall sein, muss mit Medikamenten die Tränenproduktion angeregt und das Auge befeuchtet werden.

Symptome der Keratitis:

  • Gefäßeinsprossung
  • Hornhautgeschwür
  • Kaum Sekretion
  • Schmerzen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Einschränkung des Sehvermögens

Sonderfall Keratokonjunktivitis sicca (KCS)

Das Hauptproblem bei dieser Erkrankung ist das Vorliegen eines trockenen Auges. Es wird nicht genügend Tränenflüssigkeit produziert. Diese ist wichtig für das Gleiten der Lider über die Hornhaut und Bindehaut und sorgt für die Ernährung der Hornhaut. Ist dieses System gestört kommt es zu Entzündungen und Schädigungen im Auge

Die Ursachen sind vielfältig:

  • Verletzungen,
  • autoimmun bedingt
  • oder es handelt sich um eine medikamenteninduzierte KCS.
  • gerötete Augen
  • schleimiger Augenausfluss
  • Zusammenkneifen der Augen (Blepharospasmus)

Die Diagnose kann mithilfe des sogenannten Schirmer-Tränen-Tests erfolgen. Dieser zeigt uns wie viel Tränenflüssigkeit in einer Minute produziert wird.

Ist die Diagnose bestätigt, geht es auf die Suche nach der Ursache. Diese kann im besten Fall beseitigt werden. Handelt es sich um eine autoimmunbedingte KCS, wird eine Salbe verabreicht, die die Tränenproduktion lokal stimuliert. Unterstützend werden Tropfen zur Befeuchtung des Auges verwendet.


Angeborene Lid-Fehlstellungen

Es gibt auch angeborene Lid-Fehlstellungen, wie das nach außen gerollte Hängelid (Ektropium) und das nach innen gerollte Rolllid (Entropium).

Beim Entropium kommt es zum pathologischen Einrollen des Lids. Dadurch wird die Kornea durch die dem Lid aufsitzenden Wimpern gereizt.

Dauert der Zustand lange an, kann es zu Ulzerationen und Pigmentierung der Hornhaut kommen. Ein Entropium kann angeboren sein, sekundär infolge von schmerzhaften Zuständen oder im Alter aufgrund multipler Veränderungen auftreten.

Das Gegenteil vom Entropium ist das Ektropium. Hierbei kommt es zum Ausrollen des Lids. Das Lid liegt somit nicht mehr dem Augapfel an und die Lidbindehaut ist Umgebungsreizen exponiert.

In der Regel ist dies ein angeborenes Problem bei einigen Rassen. Durch die Exposition kommt es zur chronischen Reizung der Bindehaut und zu Augenausfluss.

Bei beiden Fehlbildungen ist eine chirurgische Intervention mit der Korrektur der Fehlstellung notwendig. Das Entropium kann, wenn es infolge eines schmerzhaften Zustandes auftritt, auch temporär mit einem sogenannten „eyelid tacking“ versorgt werden.

Eine andere Liderkrankung ist die Distichiasis, bei der eine zweite Wimpernreihe ausgebildet wird, die an der Hornhaut reibt. In solchen Fällen werden die Haarwurzeln vereist. Besonders haarige Rassen neigen zu ektopischen Cilien, wimpernähnlichen Haaren auf der Lid-Bindehaut, die chirurgisch entfernt werden müssen.

Beispiel für ein Hängelid (s. Bild rechts).

Hundeblick APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul 
Augen sind der Spiegel zur Seele - und auch entsprechend empfindlich


Problem Grüner und Grauer Star

Hunde und Katzen können auch vom Grünen (Glaukom) und Grauen Star (Katarakt) betroffen sein.

Grüne Star (Glaukom)

Dieser ist durch einen Anstieg des Augeninnendrucks gekennzeichnet. Wird dieser nicht behandelt, kommt es schnell zur Erblindung des Auges.

Symptome können Schmerzhaftigkeit, Trübung und Rötung des Auges sein. Die Pupille ist meist weit und reagiert oft nicht auf Lichtreize.

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und dem Abfluss des Kammerwassers. Ist der Abfluss gestört, steigt der Druck im Auge an. Dies kann primär oder sekundär bedingt sein.

Primärglaukome entstehen ohne eine vorhergehende Augenerkrankung, sie sind vermutlich erblich bedingt.

Beim Sekundärglaukom steht immer eine andere Erkrankung an erster Stelle und der erhöhte Augeninnendruck ist eine Folge davon. Darunter fallen chronische Entzündungen, Linsenluxationen, Blutungen ins Auge oder Tumoren.

Mittels Tonometer (Gerät zur Messung des Augeninnendrucks) wird die Diagnose gestellt.

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Im Vordergrund steht eine Reduktion des Augeninnendruckes, um das Risiko von bleibenden Schäden am Auge zu minimieren.

Hierfür haben wir verschiedene Medikamente zur Verfügung, die zum einen den Kammerwasserabfluss fördern und zum anderen die Kammerwasserproduktion drosseln. Wenn identifiziert und möglich, sollte das auslösende Problem behoben werden.

Ist das Auge bereits erblindet und macht dennoch Probleme (durch Schmerzen zum Beispiel) ist eine Enukleation/Entfernung des Auges angeraten.

Die Prognose für die Sehfähigkeit und den Erhalt des Auges ist abhängig davon, wie lange der Augeninnendruck bereits erhöht ist und was die Ursache dafür ist.

Grauer Star (Katarakt)

Beim Grauen Star kommt es zur Linsentrübung. Je nachdem wie weit fortgeschritten diese ist, ist das Sehvermögen mehr oder weniger beeinträchtigt. Das Problem ist nicht nur der Visusverlust sondern auch mit der Katarakt einhergehende Entzündungen im Auge.

Eine Katarakt kann erblich bedingt sein oder infolge systemischer Erkrankungen (Diabetes mellitus, Infektionen, etc.) auftreten.

Medikamente zur Behandlung der Trübung existieren leider nicht. Die Therapie der Wahl ist die sogenannte Phakoemulsifikation, hier wird die Linse mittels Ultraschall zertrümmert und abgesaugt. Spezialuntersuchungen entscheiden vorher ob eine Operation für Ihr Tier sinnvoll ist. Hierfür muss die Netzhaut funktionieren. Andernfalls wird eine Operation keine Herstellung der Sehfähigkeit gewährleisten. Während der Operation entscheidet sich ob der Einsatz einer Kunstlinse möglich ist.


Lidrandtumoren

Hierbei handelt es sich um Umfangsvermehrungen, die am Lidrand zu finden sind. Beim Hund sind diese Umfangsvermehrungen zumeist (in ¾ der Fälle) gutartig und sollten entfernt werden bevor sie zu groß zum Entfernen sind. Bei Katzen treten solche Veränderungen wesentlich seltener auf, sind aber öfter bösartig.

Sekundär kann es durch die Reibung des Tumors zu Schmerzen und Irritationen des Auges kommen. Die einzig sinnvolle Therapie ist eine chirurgische Entfernung der Veränderung. Wie diese genau erfolgt ist abhängig von der Größe und Lokalisation. Unabdingbar ist eine pathohistologische Untersuchung nach der Entfernung des Tumors, um eventuell notwendige Nachbehandlungen ansetzen zu können.

Zudem gibt es bei Hunden noch erblich und rassebedingte Augenkrankheiten, wie etwa die Netzhautdegeneration PRA, die mit Nachtblindheit beginnt und im Alter immer zur Erblindung führt.


Vorfall des dritten Augenlids durch Verwurmung

Immer wieder bekommen sie besorgte Anrufe von Patientenbesitzern, die davon berichten, dass sich bei der Katze das dritte Augenlid plötzlich über das Auge schiebt und nicht mehr zurückgeht. Dies komme öfters vor, wenn die Katzen verwurmt sind. Man geht davon aus, dass Parasiten gewisse Giftstoffe freisetzen, wodurch es dann zum Vorfall des Augendlids kommt. Wenn die Katze daraufhin entwurmt wird, sollte sich das ganze nach einiger Zeit wieder normalisieren.


Traumatischer Bulbusprolaps

Dieses Krankheitsbild trifft Tiere oft nach Unfällen. Gekennzeichnet ist es durch einen Vorfall des Augapfels aus der Augenhöhle. Es handelt sich hierbei um einen Notfall! Das Auge ist nicht mehr an seinem eigentlichen Platz, ist gerötet und schmerzhaft. Da der Lidschluss nicht möglich ist kommt es sekundär zu Hornhautverletzungen.

Das Auge muss schnellstmöglich reponiert werden, bis dahin muss es feucht gehalten werden, um ein massives Austrocknen und weitere Schäden zu vermeiden.

Wird ein Patient nach einem Trauma mit einem Bulbusprolaps vorstellig, geht es in erster Linie darum das Tier zu stabilisieren und etwaige lebensbedrohliche Verletzungen zu versorgen. Ist dies geschehen und der Patient soweit stabil muss entschieden werden, wie weiter verfahren wird. Wird der Augapfel zurückverlagert oder das Auge entfernt (= enukleiert). Die Prognose für die Sehfähigkeit ist vorsichtig. Zirka 2/3 aller Hunde und fast alle Katzen sind nach solch einem Trauma blind.


Blindheit muss nicht das Ende bedeuten

Bei Katzen kann es im Alter durch hohen Blutdruck zu Netzhautablösungen kommen, wodurch die Katze erblindet. Früh genug diagnostiziert, kann der Augendruck gesenkt werden, die Netzhaut kann sich wieder anlegen. Aber selbst wenn Hund oder Katze erblinden, kann das Leben für das Tier weiterhin lebenswert sein. Die Besitzer müssen allerdings gewisse Grundregeln beachten: Hunde dürfen draußen in fremder Umgebung nicht mehr freilaufen und sollten auf der Straße stets angeleint sein. Blinden Katzen sollte man den Freigang auch besser streichen. In der Wohnung finden sich blinde Katzen in der Regel gut zurecht. Blindheit sollte in keinem Fall die Ausrede sein, um ein Tier einzuschläfern!


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Quellen

Gould D, McLellan G (2018): BSAVA Manual of Canine and Feline Ophthalmology, 3.Auflage
Maggs DJ, Miller PE, Ofri R (2013): Slatters Fundamentals of Veterinary Opthalmology, Elsevier

 


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