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Wir haben ein Herz für Kälber

Tiergesundheit für die Kleinen stellt Tierhalter und Tierärzte heutzutage vor besondere Herausforderungen. Die optimierte Jungviehaufzucht legt den Grundstein für gesunde, hochleistende Milchkühe und für ein ökonomisches Betriebsergebnis. Damit die Jungviehaufzucht nicht zur Kostenfalle wird. 
Unser Grundsatz ist: Die Prävention von Erkrankungen und eine passende Ernährung sind entscheidend um die notwendigen Tageszunahmen zu erreichen.

Fragen zur Kälbergesundheit? Unser Tierärzte-Team freut sich auf Ihre Anfrage
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Vor der Geburt

Kälberaufzucht beginnt vor der Geburt, denn ein bedeutender Teil der Kälberentwicklung beginnt im Mutterleib. Darüber hinaus hat der Trockenstand einen nachweislichen Einfluss auf die Qualität und Quantität des Kolostrums. Eine kuhgerechte Unterbringung der Muttertiere, sowie eine angepasste Trockensteher-Fütterung sind jedoch Stellschrauben, die betriebsspezifisch bearbeitet werden sollten. Eine Eine-für-Alle-Lösung ist nicht möglich.

Zahlreiche Infektionen finden während der Geburt statt. Gutes Strohboxmanagement und -hygiene sind bereits erste Schritte um neugeborenen Kälbern einen guten Start zu verschaffen.

Betriebsindividuelle Fragen

  • Haben Färsen und Kühe ausreichend Erstkolostrum?
  • Wird die Kolostrumqualität per Spindel oder Brix-Refraktometer erfasst?
  • Wie hoch ist die Anzahl der Totgeburten auf dem Betrieb?
  • Sind 10 m² Platz pro Kuh im Abkalbebereich?
  • Wie sind die Reinigungsintervalle des Abkalbebereiches?

Direkt nach der Geburt

Kälber sind nichts anderes als Babys. Darüber hinaus werden sie ohne eigene Abwehrstoffe (Antikörper, „IgG“) geboren. Eine Erstversorgung erhalten sie über das Kolostrum (die Biestmilch) der Mutter. Doch diese Milch ist weit mehr als nur ein Antikörperlieferant. Neben Abwehrstoffen enthält die Biestmilch – verglichen mit normaler Milch – einen deutlich erhöhten Nährstoff- und Hormongehalt, sowie zahlreiche Wachstumsfaktoren.(1) Ein fantastisches Konzentrat der Mutter Natur für einen perfekten Start ins Leben.

Kälber müssen die erste Kolostrumgabe innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt erhalten. Exakte Mengenangaben sind dabei schwierig und (s. o.) abhängig von der Qualität. Ein guter Richtwert sind drei Liter während der ersten zwei Stunden und mindestens weitere drei Liter im Laufe des ersten Lebenstages.

Dies ist wichtig, denn die Absorption der Antikörper in den Blutkreislauf des Kalbes kann nur während der ersten 24 Stunden nach Geburt erfolgen. Darüber hinaus nimmt die IgG Konzentration im Kolostrum stündlich um 3,7 % ab(2), siehe Grafik. Des Weiteren sollen alle Materialien beim Melken absolut sauber sein. Kolostrum ist (s. o.) sehr nährstoffreich, wodurch sich eingetragene Keime extrem schnell vermehren können. Ein zu hoher Gehalt an eingetragenen Keimen kann Kälber sehr schnell krank machen.

(2) Morin et al. 2010

Für den Fall dass eine frischabgekalbte Kuh nicht genügend Kolostrum erzeugt, ist es sinnvoll überschüssige Mengen einzufrieren. Handelsübliche Tiefkühlschränke/-truhen kühlen von 30 °C nur langsam ab. Es ist ratsam Einzelportionen von 1 Liter abzufüllen, damit das Kolostrum schnell genug abkühlen und der Keimgehalt nicht unnötig ansteigen kann.

Vor dem Vertränken muss das Kolostrum langsam auf Körperwärme erwärmt werden. Dies gilt auch bei relativ frisch ermolkenem Kolostrum zu überprüfen. Kolostrum sollte nicht zu schnell in einer Mikrowelle oder durch einen Tauchsieder temperiert werden, hier können die Inhaltsstoffe zerstört werden.(3,4) Ein Wasserbad oder ein elektrischer Suppentopf können günstige und bessere Alternativen sein.

Take Home Message: 

Kolostrum 1-2-3:

  • Das 1. Gemelk sofort ermelken
  • Innerhalb der ersten 2 Stunden
  • Mindestens 3 Liter

Aufzuchtphase

Nach einigen Tagen Muttermilch werden Kälber in der Regel auf Milchaustauscher umgestellt. Damit keine Keime von Kalb zu Kalb verschleppt werden, sollte jedes Kalb seinen individuellen Eimer und Nuckel behalten.

Um die Pansenentwicklung sinnvoll zu unterstützen sollte den Kälbern ab diesem Zeitpunkt auch Konzentrate und Raufutter angeboten werden. Eine ausgewogene Trocken-TMR ist schmackhaft und kann Tageszunahmen und Pansenentwicklung deutlich verbessern.(7) Günstige und sauberere Alternativen zu offenen Schalen können aufgeschnittene Kanister sein, denn in diesen kann das Futter hygienisch präsentiert werden, ohne dass der Inhalt durch Kot oder Vogelkot verunreinigt wird.(5,6)

Kälber benötigen immer Zugang zu frischem und sauberem Trinkwasser!


Themenwelt Kälbergesundheit


Referenzen

  1. Rethinking Colostrum: It’s More than Just Immunoglobulins, Mike v. Amburgh, 2018
  2. Effect of colostral volume, interval between calving and first milking, and photoperiod on colostral IgG concentrations in dairy cows. Morin et al. 2010
  3. Handleiding eerste biestvoorziening voor het kalf, Vetvice, ULP, 2012
  4. www.gddiergezondheid.nl/biest
  5. Handboek veehouderij, Animal Sciences Group, Wageningen UR, Roodbont, 2006
  6. Succesvolle opfok van jongvee op het melkveebedrijf, Afdeling duurzame landbouwontwikkeling, Vlaamse overheid, 2010
  7. Einsatz einer Trocken-TMR in der Kälberaufzucht Trautwein et al., 2009
  8. Calf rearing, a practical guide, John Moran, second edition, landlinks, 2002
  9. Smith G.W. (2009) Treatment of Calf Diarrhea: Oral Fluid Therapy. Vet. Clin. North Am. - Food Anim. Pract. 25, 55–72
  10. D H Grove-White Monitoring and management of acidosis in calf diarrhoea. J R Soc Med. 1998 Apr; 91(4): 195–198.
  11. Booth AJ, Naylor JM. Correction of metabolic acidosis in diarrheal calves by oral administration of electrolyte solutions with or without bicarbonate. J Am Vet Med Assoc. 1987 Jul 1;191(1):62-8.

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